Schulterendoprothese
Anatomie des Schultergelenkes
Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk, das aus dem Oberarmkopf (Caput humeri) und der Pfanne (Glenoid) gebildet wird. Oberarmkopf und Pfanne sind beim Gesunden von Gelenkknorpel überzogen, so dass die Reibung zwischen den korrespondierenden Gelenkflächen minimiert wird. Der Rand der Pfanne wird von einer ca. 4mm dicken Gelenklippe (Labrum glenoidale) umgeben. Dieser Ring aus Kollagenfasern vergrößert die Gelenkfläche und dichtet den Knorpelrand elastisch ab.
Umgeben wird das Schultergelenk von der sackartigen Gelenkkapsel, die durch Faserzüge und Sehnenansätze verstärkt wird. Die Innenseite der Kapsel ist mit Gelenkschleimhaut ausgekleidet, die die Gelenkflüssigkeit enthält. Geführt und stabilisiert wird das Schultergelenk von den Muskeln und Bändern des Schultergürtels. Diese funktionelle Einheit ermöglicht die enorme Bewegungsfreiheit der Schulter.
Verschleiß des Schultergelenkes
Die Arthrose des Schultergelenkes ist seltener als die statisch belasteter Gelenke (Hüfte, Knie), nimmt aber insgesamt zu. Die Ursache degenerativer Gelenkerkrankungen bis hin zum Absterben des Oberarmkopfes (Humeruskopfnekrose) sind vielfältig. Dazu gehören:
- Brüche (Frakturen)
- Verrenkungen
- Weichteilverletzungen
- Stoffwechselstörungen
- Erkrankungen des Nervensystems
- Gelenkrheuma
- Beeinträchtigungen des Immunsystems
- bakteriellen Entzündungen
- Medikamentengaben
- Fehlanlagen
Hierbei geht der Knorpelüberzug von Oberarmkopf und Pfanne (Glenoid) verloren. Es reibt Knochen auf Knochen. Die Durchblutung wird beeinträchtigt und das Gelenk verliert seine Passform. Der Knochen bildet an den Rändern Ausziehungen (Osteophyten).
Früherkennung ist schwierig
Es entstehen Abriebprodukte, die zunehmend Schmerzen verursachen. In der Frühphase einer solchen Omarthrose verspüren viele Patienten kaum Beschwerden, einzelne Bewegungen werden aber als unangenehm empfunden. Stärkere Schmerzen werden nicht selten durch kleine Verletzungen oder ungewohnte körperliche Anstrengungen ausgelöst. Hinzu kommen dann zunehmende schmerzhafte Bewegungseinschränkungen, zunächst bei Außen- und Innendrehbewegungen, dann auch beim Abspreizen des Armes.
Chronisches Beschwerdebild und Abgrenzung Der Übergang in ein chronisches Beschwerdebild mit zunehmender Schultersteife ist möglich, und es kommt zur Rückbildung von Muskeln des Schultergürtels mit Verkürzung der Sehnen. Bei der ärztlichen Untersuchung ist eine Abgrenzung von anderen Erkrankungen wichtig. Dazu gehören:
Halswirbelsäule
Brustkorb einschließlich innerer Organe
Weichteile des Schultergürtels, die ebenfalls in die Schulter und den Oberarm ausstrahlen können
Ergänzend sind hierzu Röntgenaufnahmen der betroffenen Schulter(n) und bei speziellen Fragestellungen kernspintomographische (MRT) oder computertomographische (CT) Aufnahmen erforderlich. Ein doppelseitiger Befall ist nicht selten.
Das künstliche Gelenk
Nach Ausschöpfung aller nicht operativen Therapiemöglichkeiten (Medikamente, Akupunktur, Hyaluronsäure) und gelenkerhaltend-operativer Maßnahmen (Arthroskopie, Knorpelzelltransplantation) kann es erforderlich werden, ein stark geschädigtes Gelenk durch ein Kunstgelenk (Endoprothese) zu ersetzen. Dadurch erfolgt eine Schmerzlinderung und Verbesserung der Beweglichkeit. Neben langjähriger operativer Erfahrung spielt die fachliche Spezialisierung eine wesentliche Rolle.
Rasche Beschwerdefreiheit und geringe Komplikationsraten sind am besser zu erzielen, wenn die Planung und Vorbereitung der Operation, der Eingriff selbst, die Organisation der Rehabilitationsbehandlung und die ambulante Nachsorge „aus einer Hand“ erfolgen. Während des gesamten Behandlungszeitraumes haben Sie Ihren vertrauten Arzt als persönlichen Ansprechpartner.
Auswahl des Implantats
Im Gegensatz zum Hüftgelenk müssen an der Schulter nicht immer der Kopf und die Pfanne ersetzt werden. Häufig genügt eine Oberarmkopfprothese (Hemiprothese) oder eine Oberflächenersatzprothese. Neben der OP-Technik spielt die Wahl des Implantats eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Eingriffes. Wir werden Ihnen stets die Endoprothese empfehlen, mit der wir bei Ihrer speziellen Gelenkerkrankung die besten Erfahrungen gemacht haben. Zur Anwendung kommen ausschließlich bewährte Implantate renommierter Hersteller von erstklassiger Qualität. Von großer Bedeutung sind bei der Auswahl:
- individuelle anatomische Erfordernisse
- vordringlicher Aspekt des Knochensubstanzerhaltes
- Prothesendesign und Implantatmaterial
- Herstellungsverfahren
- die vorgesehene Verankerungstechnik
In Abhängigkeit von der jeweiligen Defektsituation werden von uns daher drei unterschiedliche Prothesensysteme verwendet.
1. Oberflächenersatzprothesen („Resurfacements“)
Bei der Versorgung durch eine Oberflächenersatzprothese bleibt der Oberarmkopf weitgehend erhalten. Er wird mit einer Spezialfräse lediglich „entknorpelt“ und geformt, so dass eine Metallkappe den geschädigten Oberarmkopf bedeckt. Diese Implantate besitzen den Vorteil, dass bei der Operation nur sehr sparsam reseziert werden muss und dadurch viel eigene Knochensubstanz erhalten bleibt. Die Eingriffszeit ist kurz und die Belastung des Gesamtorganismus dadurch gering.
Es resultiert eine „3. Laufzeit“, so dass bei einer weiteren erforderlichen Prothesenwechseloperation die Situation weitgehend derjenigen zum Zeitpunkt einer Erstversorgung gleicht. Oberflächenersatzprothesen werden an der Schulter vorwiegend als sog. „Hemiprothesen“ eingebracht. Dabei ist die Implantation einer Gelenkpfanne nicht erforderlich. Durch diese schonende und knochensubstanzerhaltende Operationsmethode werden vermehrt jüngere Patienten durch geeignete Prothesen versorgt.
2.Stielgeführte Standardimplantate
Stielgeführte Hemi- (ohne Pfanne) oder Vollprothesen (mit Pfanne) sind die langjährig bewährten Standardimplantate zur Versorgung fortgeschrittener degenerativer Schultererkrankungen und frischer oder veralteter Frakturen (Frakturprothesen).
Ein Metallstift wird im Oberarmknochen verankert und über ein Halssegment mit einem Kopf gekoppelt, der den zerstörten Oberarmkopf ersetzt. Das Konstruktionsprinzip umfasst Kopf-, Hals- und Schaftsegmente unterschiedlicher Größen (Hemiprothesen), die sich durch Verwendung einer Pfannen-Komponente zur Vollprothese ergänzen lassen. Sowohl die Schaftprothesen als auch die Kunstpfannen können einzementiert oder zementfrei verankert werden. Es ist auch die hybride Kombination beider Verankerungsmethoden möglich (teilzementiert). Frakturprothesen sind eine spezielle Form der stielgeführten Prothesen und bieten zusätzliche Verankerungsmöglichkeiten für abgesprengte Knochenfragmente.
3.Spezialprothesen („Delta-Prothese“)
Die gemeinsame Ansatzsehne von vier Muskeln am Oberarmkopf (Rotatorenmanschette) ist für die Funktion einer Schulterprothese wie auch des gesunden Schultergelenkes unabdingbar. Wenn diese Rotatorenmanschette durch degenerative Veränderungen, Unfälle, Infektionen oder vorangegangene Operationen irreparabel geschädigt ist , erfolgt keine Versorgung durch Oberflächenersatz- oder Standardprothesen, da sich hierdurch weder die Schmerzen zuverlässig lindern lassen noch eine funktionelle Verbesserung resultiert.
Diesen Fällen bleibt die Verwendung einer Spezialprothese vorbehalten, die im Wesentlichen vom Kapuzenmuskel (M. deltoideus) geführt und daher auch als „Delta-Prothese“ bezeichnet wird. Eine Voraussetzung ist die Unversehrtheit des Kapuzenmuskels. Der Nachweis erfolgt im Rahmen der präoperativen Vorbereitung durch die ambulante Anfertigung von radiologischen oder neurologischen Zusatzuntersuchungen.
Die Operation
Die Versorgung durch eine Schulterendoprothese bedarf der üblichen allgemeinen Vorbereitungen für einen operativen Eingriff, die in unserer Praxis durchgeführt oder von uns veranlasst werden.
Erfolgreich durch Erfahrung
Das Einsetzen eines künstlichen Schultergelenkes ist eine anspruchsvolle Operation, die eine entsprechende Erfahrung verlangt. Qualitätssichernde Maßnahmen sind ein selbstverständliches und zentrales Anliegen Ihres Operateurs. Durch eine Vielzahl selbst durchgeführter Eingriffe basiert die Operation auf einen hohen Erfahrungsschatz und ist geübte Praxis.
Damit ist die Implantation einer Schultergelenkendoprothese ein risikoarmer und überaus erfolgreicher chirurgischen Eingriff geworden.
Durchführung der Operation
Die Operation wird am halbsitzenden Patienten vorgenommen und erfolgt in Vollnarkose. Nach Identifizierung wichtiger Leitstrukturen (Nerven, Gefäße, Sehnen, Bänder, Muskeln) wird der erkrankte Oberarmkopf aus der „Pfanne“ herausgedreht und überfräst oder entfernt.
Knöcherne Ausziehungen (Exophyten) werden abgetragen, um mechanische Hindernisse zu vermeiden. Anschließend wird anhand der Veränderungen an der Pfanne im Abgleich mit der präoperativen Planung entschieden, ob die zusätzliche Versorgung durch eine Kunstpfanne erforderlich ist. Falls ja, wird das knöcherne Lager zunächst mit einer Spezialfräse entknorpelt und geformt. Danach erfolgt das Bohren von Verankerungslöchern zur Fixation der Kunstpfanne. Im Anschluss wird der Kopf wieder so in die Gelenkpfanne eingestellt, dass eine optimale Beweglichkeit bei stabiler Gelenkführung resultiert. Wenn Weichteilmaßnahmen erforderlich sind, werden diese in derselben Sitzung durchgeführt.
Minimierung von Risiken
Jede Operation beinhaltet gewisse Gesundheitsrisiken. Durch optimale Techniken, gute Materialien, Spezialisierung des Chirurgen und die Mitarbeit des Patienten werden diese minimiert. Trotz Verwendung neuester Werkstoffe kommt es am Kunstgelenk bei jeder Bewegung zur Bildung von Abriebpartikeln. Die Abriebmenge ist sehr gering. Im Laufe der Jahre sammeln sich aber mehr und mehr solcher Partikel im Gelenkraum an. Vielleicht erst nach vielen Jahren guter Funktion und Schmerzfreiheit kann es dann zu einer Lockerung der Prothese führen.
Nach der Operation
Zur Entlastung der operierten Schulter tragen Sie nach dem Eingriff kurzzeitig einen speziellen Verband zur Ruhigstellung. Lagerungsschienen sind im Regelfall nicht erforderlich. Bitte bringen Sie am Aufnahmetag auch weite Hemden, Blusen oder T-Shirts mit in die Klinik, die Sie bequem über einem Schulterverband tragen können.
Therapie Konzept für beste Ergebnisse
Die krankengymnastischen Übungen beginnen bei Schmerzfreiheit am 1. Tag nach der Operation unter Anleitung eines erfahrenen Physiotherapeuten. Das einheitliche therapeutischen Konzeptes und die Durchführung regelmäßiger Kontrolluntersuchungen durch den Operateur haben sich bewährt und erzielen gute funktionelle Ergebnisses.
Die gesamte Therapie ist auf die individuellen Gegebenheiten und dem Lebensstil des Betroffenen abgestimmt. Gemeinsam besprechen wir auch Maßnahmen und Anregungen, durch die Sie selbst möglichst rasch ein gutes und funktionelles Ergebnis herbeiführen und damit zur langen Haltbarkeit Ihres Kunstgelenkes beitragen.
Die Arbeitsunfähigkeit beträgt je nach körperlicher Belastung ca. 8-12 Wochen.
Haben Sie noch Fragen oder benötigen weitere Informationen?
Wir sind für Sie da!
Ihre Zufriedenheit ist unser gemeinsames Ziel.
WICHTIGE PUNKTE ZUR Schulterendoprothese
Das gesunde Schultergelenk ist ein Kugelgelenk mit enormer Bewegungsfreiheit.
Die funktionelle Einheit besteht aus dem Oberarmkopf, der Gelenkpfanne, den Knorpelschichten, der Gelenklippe, der Kapsel sowie Bändern, Sehnen und Muskeln.
Degenerative Gelenkveränderungen werden häufiger.
Zahlreiche Faktoren können eine Arthrose des Schultergelenkes verursachen.
- In der Frühphase ist die gelenkerhaltende Therapie noch sinnvoll. Eine Bewegungseinschränkung deutet auf ein fortgeschrittenes Stadium hin. Andere Ursachen der Schulterbeschwerden müssen ausgeschlossen werden.
Höhere Lebensqualität durch:
- Schmerzlinderung
- Beweglichkeitsverbesserung
- Lange Haltbarkeit der Prothese
Fragen Sie nach Erfahrung und Spezialisierung:
- Jede Operation bedarf der Planung.
- Die gesamte Therapie muss koordiniert werden.
- Nicht für jeden Patienten ist dieselbe Operation sinnvoll.
- Keine Kompromisse bei der Implantatwahl!
- Individuelle Faktoren erfordern unterschiedliche Prothesenmodelle.
- Knochensubstanzerhalt durch Oberflächenersatzprothesen.
- Geringes OP-Trauma = Minimal invasiv
- Optimierung des funktionellen Ergebnisses durch modulare Systeme.
- Maßgeschneiderte Lösungen bei komplexen Situationen.
- Qualitätssicherung ist wichtig.
- Die Ergebnisse sind gut und Komplikationen sind selten.
- Wesentlich ist die konsequente Weichteilschonung.
- Zusätzliche knöcherne Maßnahmen können erforderlich werden.
- Nicht für jeden Patienten ist dieselbe Operation sinnvoll.
- Die Prothese wird dem Patienten angepasst – nicht umgekehrt.
- Allergien sind selten.
- Eine komplette Ruhigstellung ist in der Regel nicht erforderlich.
- Bequeme Kleidung nicht vergessen!
- Einheitliche Therapiekonzepte und regelmäßige Kontrollen sind essentiell.
- Eine konsequent durchgeführte Rehabehandlung gehört dazu.
Sie stehen bei uns im Mittelpunkt.